Im März 2021 zog es die Analog Fotografin Jennifer Deinzer, vom Westen Leipzigs in den Süden Erfurts. Wir treffen uns vor ihrem jetzigen Lieblingsort in Erfurt, der Buchbar. Bei Kaffee und Tee tauschen wir uns über Jennifers Arbeit als Fotografin, ihr Leben in Erfurt und ihre Träume aus.
Als ich Jennifer Deinzers Bilder das erste Mal in der Buchbar (und einige Zeit später auch in einer Leipziger Buchhandlung) entdeckte, war ich sofort fasziniert von ihrer Ästhetik.

Jennifers Ausstrahlung gleicht der ihrer Bilder – ruhig, nachdenklich, besonnen, unaufdringlich und freundlich. Sie erzählt mir, dass sie erst im Jahr 2010 zur Kunst und Fotografie gefunden hat. Sie fing an, neben ihrem eigentlichen Beruf, Buchhändlerin, ein Diplomstudium an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst zu absolvieren. Auf einer Reise für ihre Diplomarbeit fing Sie das erste Mal eine Reihe von Bildern von Mehlschwalben ein. Jennifer beschreibt diesen Schlüsselmoment voller Ehrfurcht:
„Kleine, eingeforene Momente der Flügeschläge vor dem Sommerblau. Ich konnte gar nicht aufhören zu fotografieren.“
Jennifer Deinzers Analog-Kunst
Auf der Suche nach einem passenden Format für ihre Schwalben-Bilder, entschied sie sich, ihre Analog Kunst auf Postkarten im 6×6 Medium Format drucken zu lassen. Sie fing an die ersten Bilder in der Leipziger Buchhandlung, in der sie angestellt war, zu verkaufen. Vom Wiesenstrauß, über Landschaftsaufnahmen bis hin zu minimalistischen Innenaufnahmen. Jennifers Kunst bildet die Natur in ihrer schönsten Form ab, ohne dabei zu aufdringlich zu werden.
„Meine Bilder sollen ein kleines Geschenk an die Menschen sein. Ich fotografiere so wenig Komponenten wie möglich, um dem Betrachter genug Raum für eigene Gedanken zu lassen. Außerdem sind die Bilder auf den Karten, quadratische Negative, unter ihnen bleibt noch genug Platz um eine nette Botschaft, einen Zitat oder lieben Gruß zu schreiben. Meine Bilder sollen kleine Ruhespender sein.“
Motivfindung und Entschleunigung
Die Motive für ihre kleinen achtsamen Kartenkollektionen, findet Jennifer überall. Mal ist es ein Blatt dass vom Baum fällt, der Flügeschlag eines Vogels oder Spuren die Menschen hinterlassen. Sie ist immer auf der Suche nach zeitlosen und ortsunabhängigen Bildern, welche die Vorstellungskraft der Betrachter:innen beflügeln sollen. Ihre wunderschöne Analog Kamera, bezeichnet Jennifer auch als ihre Lehererin. Und zwar in Entschleunigung und Selbstdisziplin. Ein Film ihrer fast schon antiken Kamera hat nämlich nur 12 Bilder und diese müssen sorgfältig ausgewählt werden.
„Mit meiner Kamera muss man der Versuchung widerstehen, ein Bild zu machen. Manchmal muss man bei Aufnahmen auch warten bis das Licht gewandert ist und im Extremfall noch einmal zurückkommen. Ich übe mich so täglich in Geduld und Mäßigung.“
Jennifer Deinzer und Erfurt
Während wir unsere Getränke vor der Buchbar schlürfen, schauen wir dem Trubel und Stadttreiben der Erfurter Innenstadt zu. Ich frage Jennifer, was Erfurt für sie im Vergleich zu anderen Städten besonders macht. Jennifer überlegt kurz, ihr Blick schweift über die vor uns liegende Krämerbrücke.
„Obwohl ich erst am Anfang meiner Erfurt-Reise bin, habe ich gemerkt dass Erfurt eine Stadt ist, mit der man schnell Intimität aufbauen kann. Ich liebe die familiäre Atmosphäre und die vielen, kleinen Läden und ruhigen Ecken die es nicht in anderen Städten gibt. Ganz besonders finde ich die Wasseradern, die sich durch die Stadt ziehen.“
An einem von Jennifers Lieblingsorten, der Buchbar, sitzen wir schon. Sie gibt schmunzelnd zu, dass es wohl zum einen daran liegt, dass sie immer noch im Herzen Buchhändlerin ist. Und bei Uli und Olaf, hat sie sich von Anfang an willkommen gefühlt. Die beiden Buchhändler:innen haben Jennifer und ihre Kunst mit offenen Armen empfangen und mittlerweile darf die Künstlerin sogar einige Buchrezensionen in der Buchbar auslegen. Ein weiterer Lieblinsgort von Jennifer, ist der Japangarten im Egapark. Schon der Weg dorthin durch den Luisenpark, ist ein Rausch an Vielfalt aus Düften, Volgegezwitscher, Gewäschsen und Kräutern. Der Japangarten ist für die Fotografin ein wundervoller Ort, im Moment zu bleiben und die Ruhe zu genießen.
Träume und Zukunftspläne
Zum Abschluss, muss ich Jennifer unbedingt nach ihren Träumen fragen.
„Eigentlich möchte ich so lange wie möglich, in der Lage sein, zu Fotografieren und zu tun was ich liebe. Ich möchte mit meinen Bildern wachsen und träume davon, ein eigenes Künstlerinnenbuch zu erstellen.“
Die Fotografin erzählt mir auch, dass das schönste am Fotografieren eigentlich die Orte sind, die man ganz bewusst, oder auch unbewusst findet.
„Manchmal kommt es mir so vor, als fänden die Orte mich, man muss es nur zulassen.“
Mit diesem wunderschönen Satz im Kopf verabschiede ich mich von Jennifer Deinzer. Und im Laufe des Tages, fällt mir auf: irgendwie haben auch mich die richtigen Orte schon immer zur richtigen Zeit gefunden. Selbst in Pandemie-Zeiten. Und ich bin deswegen umso gespannter, wo die Reise noch hingehen wird.
Momentan findet ihr Jennifers Bilder in Erfurt in der Buchbar oder könnt sie auch Online bestellen. Schaut unbedingt mal vorbei.