Werbung/Kooperation: Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Zukunftswerkstatt Schwarzatal e.V. entstanden
„Lass uns doch mal wieder in die Sommerfrische fahren“ gehört definitiv zu den Dingen, die meiner Meinung nach, einen festen Platz in unserem alltäglichen Sprachgebrauch einnehmen sollten. Denn was könnte wohl an einem heißen, auslaugenden Sommertag in der stickigen Großstadt schöner sein, als die Aussicht auf einen oder mehrere entspannte Tage im kühlen Schwarzatal im Thüringer Wald? Richtig, nichts! Im Zuge des ‚Tages der Sommerfrische‘ habe ich also meinen Rucksack gepackt und mich auf die vierzig minütige Reise ins Thüringische Schwarzatal begeben, um einer Tradition zu frönen, die in Deutschland im 19. Jahrhundert ihren Anfang fand.
Das Sommerleben der Schönen und Reichen
Entspannung in der Sommerresidenz auf dem Land finden – dieses Privileg war im 19. Jahrhundert anfänglich nur der Aristokratie vorbehalten. Das Schwarzatal bot dafür damals die besten Voraussetzungen. Mit der Schwarza, einem Zufluss der Saale und die sie umgebenden Berge und Wälder, wurde die Gegend schnell zu einem beliebten Ausflugsziel und Luftkurort. Mit dem Ausbau der Infrastruktur konnte zu Beginn des 20. Jahrhunderts, nicht nur der gehobene Teil der Gesellschaft in die Sommerfrische fahren. So pilgerte nun auch die Arbeiterklasse mit dem Wunsch nach Erholung ins Schwarzatal.
Durch die wachsende Beliebtheit des Schwarzatals als Sommerresidenz und Ausflugsziel, entstanden so auch die „Sommerfrische-Architekturen“. Eine Vielzahl von wunderschonen Villen mit aufwändig verzierten Balkons mit Blick auf das grüne Wipfel-Meer in der Umgebung, entstand.
Die Sommerfrische im 21. Jahrhundert
Über die Jahre und durch die Wende sind jedoch viele der einzigartigen Sommerfrische-Häuser dem Verfall überlassen worden. Ein paar dieser Schmuckstücke werden allerdings seit einigen Jahren durch die IBA (Internationale Bauausstellung Thüringen) wieder aufgewertet. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, Raumunternehmer und Vorhaben in der Provinz zu unertstützen. Auch der Tag der Sommerfrische steht unter der Schirmherrschaft der IBA und ich konnte verschiedene Sommerfrische-Häuser, welche bereits im Wandel sind, bei meinem Besuch im Schwarzatal genauer unter die Lupe nehmen.
Tag der Sommerfrische im Schwarzatal
In die Sommerfrische fahren – kann man eigentlich an jedem Sommertag. Die Reise ins Schwarzatal lohnt sich aber umso mehr am „Tag der Sommerfrische“. Dieser findet jedes Jahr an einem Sonntag im August statt, dieses Jahr am 22.8., und Besucher:innen können einen Tag lang die gebündelte Vielfalt der Sommerfrische im Schwarzatal genießen. Hier wird an jeder Anlaufstelle ein wahres Füllhorn der regionalen Vielfalt geboten, die man vorerst gar nicht in den Tiefen des Thüringer Waldes erwartet.
Heimatproviant am Bahnhof in Rottenbach

Mit einem leeren Magen reist es sich bekanntlich nicht gut, weshalb mein erster Stopp auf meiner Reise durchs Schwarzatal, der Bahnhof in Rottenbach ist.
Dort ist nicht nur der ganzjährig geöffnete BahnHofladen mit regionalen Spezialitäten, sondern auch der „Lange Tisch der regionalen Produkte“ auf dem Vorplatz des kleinen Bahnhofs. Organisiert von Annelie Ewigleben, Inhaberin einer regionalen Marmeladenmanufaktur, sollen Produkte von regionalen Produzent:innen aus dem Landkreis an verschiedenen Ständen vorgestellt werden.
Ich packe also meinen Picknickkorb und nehme mit: gekochte Eier aus Freilandhaltung, Pomeranzen-Marmelade aus der Marmeladenmanufaktur EwigLeben, Cider und Äpfel vom KulturNaturHof Bechstedt, frisches Gemüse vom Lindenbachhof, Bio-Dinkelbrötchen und Kaffeebohnen für zu Hause von Black Slate Coffee.
Fast noch schöner als die große Auswahl an regionalen Produkten, sind die Gespräche mit den Händler:innen. Hinter jedem Produkt steckt viel Herzblut und Liebe. Mit Erinnerung an die inspirierenden Begegnungen und Geschichten zu den Produkten, schmeckt der Heimatproviant fast doppelt so gut.
Sommerfrische-Haus Bräutigam in Schwarzburg
Gut versorgt mache ich mich auf den Weg zum ersten Sommerfrische-Haus in Schwarzburg, dem Haus Bräutigam. Dort erwartet uns schon Jessica Christoph, Akteurin des Haus Bräutigam e.V., die zu einer Gruppe von Archtekt:innen gehört, welche es sich zum Zielgesetzt haben, das ehemalige Sommerfrische Haus zu einem Ort für temporäres Wohnen und Arbeiten auszubauen.

Obwohl das Haus immer noch zu einem großen Teil eine Baustelle ist, ist das Potential bereits unverkennbar. Was mich besinders beeindruckt: der Sinn für Ästhetik der Architekt:innen – traditionelle Elemente werden mit modernen, minimalistischen Bauweisen kombiniert. Den Akteur:innen ist schon jetzt die Fusion aus Moderne und Vergangenheit.
Akteur:innen des Haus Bräutigam: Jessica Christoph, Till Hoffmann, Michaela Blei
Schloss Schwarzburg
Mein zweites Ziel in Schwarzburg thront auf dem Hügel über dem Tal – das Schloss Schwarzburg. Ein imposantes Jagdschloss in dem einst Friedrich Ebert die erste deutsche Reichsverfassung unterzeichnete. Doch dieser Denkort der Demokratie, lag viele Jahre brach dich durch die IBA und den Förderverein des Schlosses, konnten nun erste Innenräume wieder zugänglich gemacht werden. Was mich besonders beeindruckt: die Spuren, welche die Zeit im Schloss hinterlassen hat, wurden mit im Restaurationsprozess integriert. So erzählt der beeindruckende Ahnensaal mit seiner mit Stuck kunstvoll verzierten Decke und den großen Fenstern, welche die Sicht auf ein endlos scheinendes Wipfelmeer freigeben, verschiedene Geschichten: von einer Zeit, in der noch prunkvolle Feste den Raum füllten, aber auch von der Zeit danach, in der Nationalsozialisten das Schloss verunstalteten und Schmierereien an den Wänden durch uneingeladene Besucher.
Mit gedeckten Farben und minimalitischen Elementen haben es die Archtekt:innen jedoch eine ganz einzigartige Atmosphäre zu schaffen. Die Räume strahlen Ruhe und Offenheit aus und jede Ecke, jedes noch so kleine Detail, möchte fotografiert werden. Wer außerhalb der Sommerfrische das Schloss Schwarzburg besichtigen möchte, kann dies im Rahmen zukünftiger Veranstaltungen oder durch private Führungen durch den Verein, tun.
Sommerfrische-Haus Döschnitz
Nach dem Rundgang durchs Schloss, treibt mich neben der Neugier vor allem eins zum nächsten Sommerfrische-Haus: Kuchenhunger! Den gibt es zum Glück im Hof des pittoresken Fachwerkhauses in Döschnitz. Bei selbstgebackenem Kuchen und erfrischender Limonade, komme ich auch ins Gespräch mit Architekt und Initiator des Hausprojektes – Hannes Langguth. Auch hier soll im ehemaligen Heimatmuseum ‚Haus Döschnitz‘ ein Ort für temporäres Arbeiten und Leben entstehen.
Gedanklich formuliere ich schon mal eine Liste für zukünftige Workations auf dem Land -arbeiten im Grünen, besser gehts wohl kaum. Und als ich das Innere des Hauses erkunde kann ich es kaum erwarten! Ein gemütliches Zimmer grenzt an das nächste und wie im Haus Bräutigam werten moderne, schlichte Designelemente die rustikalen Formen des Hauses auf. Der (noch) alte Dachboden soll zu einem Yogastudio werden und in einem Wohnzimmer des Hauses steht eine lange Tafel, dekoriert mit frischen Blumen und einer Schreibmaschine, auf welcher die Besucher:innen Wünsche und Vorlieben für die Zukunft des Hauses notieren können.
„Ein gemütliches Cafe“ schreibe ich unbeholfen mit den klimpernden Tasten der alten Schreibmaschine. Als Kaffee-, Kuchen- und Ästhetikliebhaberin, kann ich mir nichts schöneres vorstellen, als einen Sonntagsausflug ins Schwarzatal zu machen, um dort ein gutes Stück Kuchen im Haus Döschnitz zu genießen.
Das Vielfenster-Haus in Böhlen
Ich hänge meinen Wunsch an die Wäscheleine, die durch den Raum gespannt ist und schlendere durch das Dorf zurück zu meinem Auto, um das letzte Ziel meines Trips durchs Schwarzatal zu erreichen: das Vielfensterhaus in Böhlen. Im Garten des urigen mit schwarzen Schiefer verkleideten Hauses, wurde eine kleine Bar aufgebaut und verschiedene Sitzmöglichkeiten im Garten verteilt.
Leider regnet es bei meiner Ankunft, das macht das Scheunenkonzert im Garten des Vielfensterhauses aber umso gemütlicher. Ich genieße das leise Tröpfeln auf meinem Schirm und wippe im Rhythmus der Akustikgitarre. Ein gelungener Abschluss eines wundervollen Tages. Der Kopf ist frei und das Herz voll. Und das alles nur durch einen Ausflug in die Sommerfrische.