Einen eigenen Garten in Erfurt – diesen Traum hat sich Nadine Witt erfüllt. Und nicht nur das. Die Radiomoderatorin teilt ihre Erfahrungen als frischgebackene Gärtnerin seit Kurzem auch in ihrem eigenen Podcast. Bei „Komm mit in den Garten“ berichtet sie von alltäglichen Eskapaden, sammelt wertvolle Tipps von Expert:innen und macht ihren Hörer: innen, egal ob Gartenbesitzer: innen oder nicht, nach jeder Folge Lust darauf, selbst in der Erde herumzuwühlen. Für mich ein Grund mehr, Nadine (die übrigens eine waschechte Puffbohne ist) einen Besuch abzustatten.
Erste Garteneindrücke
Es ist der erste richtig warme Tag im März des Jahres, als ich mich mit dem Fahrrad auf den Weg zu Nadines kleinem Garten in Erfurt mache. Dort angekommen erwartet sie mich schon auf der Veranda ihres petrolfarbenen Gartenhäuschens. Die erste Amtshandlung: den Sonnenschirm aufstellen! Die Sonne an diesem Märztag hat es nämlich ordentlich in sich. Es fühlt sich fast schon ein kleines bisschen wie Sommer an. Bevor wir aber gemütlich zusammen einen Kaffee trinken, machen wir eine erste kleine Tour durch den Garten. Ich merke sofort: Hier steckt viel Arbeit und Herzblut drin.
Einen Garten in Erfurt finden
Als ich die sorgfältig angelegten Beete, die zwei Terrassen und das gemütliche Gartenhäuschen sehe, kann ich kaum glauben, dass Nadine und ihr Freund Frank Krause den Garten in Erfurt erst seit April 2019 haben. Die beiden haben während des letzten Jahres die kleine Grünfläche ordentlich umgekrempelt. Nadine hat sich schon lange einen Garten gewünscht, so richtig konkret geworden ist das aber erst vor 2 Jahren. Nun hat sie ihr kleines, grünes Refugium wo sie sich zurückziehen und eigenes Gemüse anpflanzen kann. Wer in Erfurt einen Garten haben will, braucht normalerweise einen langen Atem.

Nadine empfiehlt jedem, sich erst mal beim Stadtverband der Kleingärter e.V. zu erkundigen. Dort gibt es eine Kleingartenbörse und man kann sich auch auf Wartelisten setzen lassen. Es lohnt sich auch, auf Ebay-Kleinanzeigen ein Auge offen zu halten, dort wurde auch schon so manches Schmuckstück gefunden. Und natürlich nicht zu vergessen: Mund zu Mund-Propaganda. So hat auch Nadine ihren Garten gefunden: „Ich habe einfach jedem, den ich kenne, erzählt, dass ich nach einem Garten suche und so ist der Garten fast ein bisschen zu mir gekommen.“ Tatsächlich hat es bei Nadine nur ein paar Wochen gedauert, bis ein Nachbar mit einem Tipp auf sie zukam. Manchmal muss man eben auch einfach ein bisschen Glück haben!
Realistisch bleiben
Obwohl es in Erfurts Innenstadt nicht an Grünflächen mangelt, wünschen sich viele Erfurter trotzdem ein kleines Stückchen Natur, dass sie selbst bewirtschaften können. Doch Augen auf beim Garten-Kauf in Erfurt:

„Wer einen Schrebergarten will, sollte aber auch realistisch bleiben und sich mit den weniger romantischen Seiten auseinandersetzen.“
Dazu gehören die Regeln des Schrebergartenvereins. Zum Beispiel darf die Gartenlaube nicht dauerhaft bewohnt werden und auch nur eine bestimmte Größe haben. Kleingärter:innen sind auch dazu verpflichtet, auf mindesten einem Drittel der Grünanlage Obst und Gemüse anzubauen. Es ist also nicht damit getan, ab und zu den Rasen zu mähen und den Rest der Zeit das satte Grün zu genießen. Ein Kleingarten bedeutet vor allem auch eins: Arbeit. „Man sollte auch nicht vergessen, dass man Nachbarn hat. Da kann es am Wochenende auch mal ganz schön laut sein in der Kleingartenanlage, wenn Kinder in den Gärten herumtollen. Hecken geschnitten und die Lauben renoviert werden“, meint Nadine. Kleingartenanlagen sind meistens auch Vereine, in Zeiten außerhalb der Pandemie sollte man sich auch am Vereinsleben beteiligen.
Garten in Erfurt: Arbeit, die gut tut
Nadine und ihr Lebensgefährte Frank haben sich vor dem Erwerb ihres Gartens ausführlich mit allen Vor-und Nachteilen auseinandergesetzt und sind jetzt, zwei Jahre später, noch immer zufrieden mit ihrer Entscheidung. Mittlerweile haben Nadine und ich es uns unter dem Sonnenschirm bei einer Tasse Kaffee gemütlich gemacht und sogar Frank ist gerade mit dem Fahrrad angekommen und leistet uns kurz Gesellschaft. Ihn hält es aber nicht lange bei uns. „Wenn ich im Garten bin, muss ich immer etwas machen, ich kann nicht still sitzen“ schmunzelt er. An diesem Tag will er einem Nachbarn beim Bau einer Pergola und Terrasse helfen. So macht man das eben in einer guten Gartengemeinschaft. Und Frank Krause, der eigentlich von Beruf Künstler ist, hat hier schon so einiges am Garten umgebaut.

Als ich die beiden frage, ob es nicht zu stressig ist, immer etwas zu tun zu haben und von einer Bauarbeit in die nächste überzugehen, schütteln sie den Kopf.
„Die Arbeit im Garten holt uns runter und lenkt uns von unserem Alltag ab. Klar ist es meistens auch körperlich anstrengend aber am Ende des Tages ist man froh über das, was man geschafft hat. Bei der Gartenarbeit und auch bei anstrengenden Aufgaben wie Steine schleppen oder Erde umgraben, bin ich ganz im Moment versunken“, erzählt Nadine.
Nadine Witt
Begeistert erzählt sie mir, wie viel sie in der kurzen Zeit, in der sie den Garten haben, schon gelernt haben. Allein 19 Vogelarten haben sie schon in ihrem Garten entdeckt. „Ich kann mittlerweile eine Blaumeise von einer Kohlmeise und manche Vogelgesänge unterscheiden. Ich habe auch gelernt, dass man einen Baum besser nicht in die Nähe einer Hecke pflanzen soll, weil ihr sonst das ganze Wasser genommen wird“, erklärt Nadine stolz.
Erste Erfolgserlebnisse im Garten in Erfurt
Als wir an den selbst gebauten Hochbeeten vorbeigehen, erzählt mir Nadine von ihrer Ernte im ersten Gartenjahr: „Ich hatte viele Tomaten und Zucchini und konnte daraus sogar leckeres Chutney machen. Das war ein erstes Erfolgserlebnis“, sie lacht und berichtet mir stolz von ihren Plänen für dieses Jahr. Dafür zieht sie nämlich schon fleißig Pflanzen in ihrer Küche vor. Auch bei diesem Prozess nimmt sie ihre Hörer:innen in ihrem Podcast mit. Das ist übrigens auch für alle Balkongärtner:innen ein spannendes Thema! Als wir zusammen durch den Garten schlendern, sehe ich, dass sich schon einiges in und neben den Beeten tut. Auf der Wiese wachsen die ersten Veilchen und die Bäume zeigen schon winzige Triebe. Sehnsüchtig weist Nadine auf die Beete vor uns: „Ich träume davon, mal so viele Erdbeeren zu haben, dass ich daraus Marmelade machen kann, aber das dauert wahrscheinlich noch ein bisschen.“
Laubenträume im Erfurter Garten

Neben dem schönen 390qm großen Grundstück in Nadines Garten in Erfurt, ist das kleine Gartenhäuschen ein echter Blickfang. Und auch hier tut sich vieles. Nadine erzählt mir von den Anfängen und den Entrümpelungen nach dem Kauf: „Das war schon ein Kraftakt. In der Mitte des Häuschens stand zum Beispiel ein riesiger Einbauschrank, den wir erst mal rausreißen mussten“. Mittlerweile hat sich aber schon viel in der Laube getan und ich bin besonders begeistert vom kleinen Badezimmer.
Hier habe ich nämlich das Gefühl, ich stünde in einem trendigen Hotelbadezimmer und nicht in einer Gartenhütte. Ich bin gespannt, wie sich das Haus und der Garten in den nächsten Monaten und Jahren entwickeln wird und nehme mir fest vor, Nadines und Franks Fortschritte nicht nur im Podcast, sondern auch auf ihrem Instagramaccount zu verfolgen.
Entschleunigung im Garten und in Erfurt
Neben unzähligen Blumensamen, die ich in meinen Balkonkästen anpflanzen kann, gibt Nadine mit noch eine weitere Weisheit mit auf den Weg: „Man kann sich nicht von einem Kleingarten ernähren, aber es ist ein netter Zusatz“. An alle, die Blut geleckt haben und sich ins Gärtnern stürzen wollen: aus der kompletten Selbstversorgung wird also nichts, aber man kann Freunde und Familie ja mit kleinen Kostproben und Blumensträußen versorgen
Und wer nicht so ein Glück wie Nadine bei der Gartensuche hat, der muss nicht traurig sein. Denn Erfurt ist zum Glück voller schöner grüner Orte, an denen man den Frühling und Sommer in vollen Zügen genießen kann. Nadines liebster grüner Ort in Erfurt ist (neben ihrem Garten) Klein Venedig und war früher das kleine Gartenhaus.
Egal ob Garten, Balkon oder Waldspaziergang, eins steht auf jeden Fall fest: in der Natur zu sein entschleunigt.

“Die Natur macht aus ungeduldigen Menschen Geduldige. Und man merkt, dass es im Leben nicht viel braucht, um glücklich zu sein.“
Mit diesen Worten verabschiedet sich Nadine von mir und ich radle glücklich an der Gera entlang nach Hause.