Keep the bees: Florian Schaub und seine Blumenstadtimkerei Erfurt

Inhaltsübersicht

*Dieser Artikel ist Teil der Reihe „Erfurt, alles im grünen Bereich?!“, ein Projekt, welches im Rahmen des kulturellen Jahresthemas der Stadt Erfurt „Kultur hallt nach“ entstanden ist und durch dieses gefördert wird. Wir stellen euch nachhaltige Akteur:innen der Stadt vor, die Erfurt auf vielfältige Art und Weise positiv beeinflussen, dazu beitragen, die Stadtgesellschaft positiv zu prägen und das Erfurtbild von Morgen skizzieren.

„Man sollte nicht denken, dass man sich eine Kiste mit Bienen hinstellt und dann nichts mehr zu tun hat…“

sagt Stadtimker Florian Schaub, als ich ihn an einem lauen Sommerabend zu seinem Garten unweit der Erfurter Messe begleite – einen von insgesamt drei Standorten, an denen Florians Bienenvölker untergebracht sind. Als wir das quietschende Gartentor öffnen und das weitläufige Areal mit hüfthohen Blühwiesen, Gemüsebeeten und Obstbäumen betreten, dauert es eine ganze Weile, bis die Bienenstöcke des Imkers tatsächlich zu sehen sind. Doch umso näher wir den Insekten allmählich kommen, umso tosender das Summen. Wir machen es unweit der Bienen an einem kleinen Gartentisch gemütlich. Während ich in mein frisch geschmiertes Honigbrot beiße und die Bienen um uns herumtänzeln, beginnt Florian zu erzählen.

Wie der Imker zu seinen Bienen kam

Angefangen hat Florians Begeisterung für das Imkern im Jahr 2013. Ein befreundeter Imker vermachte ihm damals sein erstes Bienenvolk. Schnell fand Florian – zu dem Zeitpunkt noch blutiger Anfänger – Gefallen an seinem neuen Hobby, besuchte einen Anfänger:innenkurs des

Landesverbands Thüringer Imker, wälzte sich durch Fachliteratur und YouTube-Kanäle und tat alles, um sein Bienenvolk durch den Winter zu bringen. Gesagt, getan! Was mit einer Kiste begann, ist heute, neun Jahre später, mehr als bloß Zeitvertreib. 30 Völker a 50.000 Bienen sind es, die Flo mittlerweile betreut und umsorgt. Dabei ist er selbst gar nicht so der große Honigesser, wie mir der Bienenvater mit einem verschmitzten Lächeln offenbart:

„Vielmehr reizt es mich zu sehen, wie sich die Bienenpopulation entwickelt und wie die Völker im Frühjahr buchstäblich mit neuen jungen Bienen explodieren. Zwar regelt die Natur vieles von selbst, um gesund zu bleiben, sind die Bienen jedoch auf die Betreuung durch Imker:innen angewiesen.“

Von April bis Oktober verbringt Flo daher viel Zeit an der frischen Luft, fährt oft noch nach Feierabend zu seinen Bienen raus, schmeißt sich in den Imkeranzug und kümmert sich liebevoll um seine pflegeintensiven Haustiere: „Bienenhaltung ist ein äußerst komplexes und zeitintensives Hobby. Mindestens einmal pro Woche muss man parat stehen und sich kümmern“, erzählt Florian. Kurze Zeit später machen wir uns deshalb auch schon an die Arbeit und werfen gemeinsam einen Blick in das Innere eines Bienenstocks. Ganz behutsam hebt Florian eine Wabe nach der nächsten heraus, begutachtet zusammen mit mir die Brutfelder und zeigt mir die Futterwaben. Am Ende erspähen wir sogar die Bienenkönigin, welche sich durch ihre beachtliche Größe von den vergleichsweise kleinen Arbeiterbienen abhebt. Wie wir da so in unseren Imkeranzügen stehen, das leise Summen der Bienen um uns herum und der Himmel von der untergehenden Sonne in Zuckerwattefarben getaucht, fühle ich mich der Natur nahe, wie schon lange nicht mehr und ich fange an zu begreifen, warum Florian die Arbeit mit seinen Bienen so liebt.

Schluss mit konventioneller Imkerei

Apropos Bienenliebe: Damit es Flos Bienen wirklich gut geht, verfolgt der Stadtimker ein ganz besonderes Konzept und setzt auf ökologische Bienenhaltung nach Bio-Prinzipien. Um seine Bienenvölker möglichst tier- und umweltschutzgerecht zu halten, verzichtet Flo daher beispielsweise

auf konventionelles Futter und positioniert seine Beuten fernab intensiv genutzter Landwirtschaftsflächen, auf denen häufig chemische Düngemittel, Fungizide und Insektizide zum Einsatz kommen. Außerdem hält Flo seine Bienen ausschließlich in unbehandelten Bienenkisten aus Holz. „Das tut nicht nur den Bienen gut. Auf diese Weise wird auch verhindert, dass bedenkliche Schadstoffe im Honig landen.“, erklärt mir der Stadtimker.

Seit neustem hat Flo sogar einen eigenen Lagerraum in der Erfurter Auenstraße. Hier wird der Honig nicht nur aufbewahrt, sondern letztlich auch gewonnen. Zur Honigernte werden die Bienenwaben in eine Trommel eingehangen und anschließend rotiert. Die Drehbewegung katapultiert den goldgelben Saft aus den Waben und et voilà – feincremig gerührt und abgefüllt in Gläsern ist Flos Blumenstadthonig bereit für den Verkauf. Das ist aber nochmal mächtig Aufwand, verrät mit der Imker. Je nach Erntezeit und Blütenvorkommen kann der Honig übrigens unterschiedliche Konsistenzen und Farben vorweisen. Der Favorit des Imkers: „Der späte Sommerhonig. Der ist so schön aromatisch.“, schwärmt Flo.

Schon gewusst? Für ein Glas Bienenstadthonig umkreisen Flos Bienen 1,5-mal die Erde und bestäubten über eine Millionen Blüten. Wahnsinn, oder? Jetzt weißt du auch, woher der Ausdruck „Fleißiges Bienchen“ kommt…

Neben Honig stellt Flo aber auch Bienenwachskerzen her und verkauft Propolis und Pollen, die seine Bienen produziert bzw. gesammelt haben. Zu kaufen gibt’s die gesamte Produktpalette in ausgewählten Erfurter Geschäften, unter anderem im Clärchen, dem Landmarkt Bioladen in der Magdeburger Allee, in der Sonderausgabe oder bei KlausUndSo. Für Bestellungen kannst du den Imker aber auch über seinen Instagram-Kanal kontaktieren.

Von Blumen und Bienen in Erfurt

Bienen sind aber nicht nur für die Honigproduktion unverzichtbar, sondern auch, wenn es darum geht, unsere Natur zu erhalten. „Jeder Imker und jede Imkerin in Erfurt und Umgebung ist hilfreich“, so Florian, „und trägt zu einem positiveren Stadtklima bei, indem Pflanzen aller Art bestäubt werden.“ Florian und seine 30 Bienenvölker leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Stadt Erfurt und helfen, innerstädtische Grünoasen aufrechtzuerhalten – ganz egal ob Blühwiese, Park, Kleingarten oder Gemüsebeet.

Doch nicht die Menschen in Erfurt profitieren von Stadtimker:innen wie Flo, auch die Bienen selbst fühlen sich in der Blumenstadt pudelwohl: „Bienen haben in der Stadt tatsächlich ein viel reicheres Nahrungsangebot als auf dem Land. Grund hierfür ist unter anderem die Vielzahl an Kleingärten, gerade auch in der Blumenstadt Erfurt.“ Statt Monokulturen wie auf dem Land, hält die Natur in städtischen Gebieten eine vielfältige Auswahl an unterschiedlichen Blüten bereit – das Buffet ist also reich bestückt. Doch äußert Florian auch Bedenken mit Blick auf aktuelle Klimaentwicklungen: „Die Trockenheit ist ein riesiges Problem, mit dem wir Imker:innen in den nächsten Jahren in der Stadt noch massiv zu kämpfen haben werden. Zwar blühen die Bäume, mitunter ist es aber schon so trocken, dass die Blüten gar keinen Nektar enthalten, auf den die Bienen angewiesen sind.“

Wie du zur Insektenvielfalt in der Stadt beitragen kannst

Umso wichtiger ist es, den Insekten in der Stadt ab und an etwas Gutes zu tun – Keine Sorge: Dafür musst du nicht direkt mit dem Imkern beginnen. Du kannst zum Beispiel eine wilde Blumenwiese anlegen, die Bäume vor deiner eigenen Haustür gießen, deinen Balkon bepflanzen, Hecken erst nach der Blüte stutzen oder eine Bienentränke mit Leitungswasser ohne Honig aufstellen. Alles vermeintlich kleine Dinge, die Großes bewirken.

Du interessierst dich für Imkerei? Oder willst mit Gleichgesinnten in den Austausch treten? Dann schau doch mal beim Thüringer Landesverband für Imkerei vorbei oder melde dich einfach bei Flo. Der Bioimker freut sich über jede:n der Interesse an dem Thema zeigt und lässt sich gern auch mal bei der Arbeit über die Schulter gucken.

Wenn alles klappt, soll Flos Lagerraum in der Auenstraße auch schon bald für Schulklassen öffnen. Dann können Kinder und Interessierte hier das Handwerk der Imkerei aus nächster Nähe verstehen lernen. Wir sind schon so gespannt!

Hat dir der Beitrag gefallen?
Dann teile ihn doch mit Freunden:

0 Personen hat dieser Artikel gefallen
Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest

Eine Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ähnliche Artikel

gefördert durch: