Am 20. Dezember 2014 bin ich nach Erfurt gezogen. Ich bin von dem Status einer „echten Puffbohne“ in etwa so weit entfernt wie der Mond von der Erde. Trotzdem bezeichne ich mich als Erfurterin. Ich interessiere mich für Erfurt und liebe es, die Stadt zu erkunden . Auch wenn ich hier natürlich schon viele Ecken kenne, hält Erfurt immer wieder eine Überraschung für mich bereit. Dafür liebe ich meine Wahl-Heimatstadt.
Ich gehe stark davon aus, dass ich nicht die einzige bin, die es mag, auf Entdecker-Tour zu gehen und neue Informationen aufzusaugen. Ich gebe auch zu, dass ich ein Wiederholungstäter bin. Schon in Magdeburg, meiner letzten Wahlheimat habe ich es gemocht, meine Besucher durch die Stadt zu führen und sie mit allerhand Hintergrund-Infos, Zahlen und Anekdoten zu versorgen (Mein Spezialgebiet war das Hundertwasserhaus, dicht gefolgt vom Magdeburger Dom, aber das nur am Rande). Was mir in Magdeburg jedoch nie, hier in Erfurt aber schon gelungen ist, ist an einer Stadtführung teilzunehmen.
Geballtes Wissen in 60 Minuten
Mein Papa ist nicht nur ein ganz fabelhafter Mensch, sondern auch jemand, der sich für Geschichte interessiert. Darum hatte ich mir überlegt, ihm zum Geburtstag eine „Funzelführung“ durch die Festung Petersberg zu schenken. Gesagt, getan. Nach der feierlichen Gutschein-Übergabe im Mai wurde vor wenigen Wochen der familiäre Ausflug geplant. Gemeinsam mit dem Freund und meiner Mama ging es in die dunklen Hörgänge der Zitadelle, die nicht nur angenehm kühl, sondern auch mächtig beeindruckend sind. Bevor es soweit war, gab es jedoch noch eine Extra-Dröhnung geballtes Wissen in Form von einem kurzen Rundgang durch die Erfurter Altstadt. Ich war erstaunt – und völlig begeistert. In einer Stunde konnte ich so viel Neues über diese Stadt lernen, zum Beispiel dass
- der Erfurter Schatz erst in den 1990er Jahren gefunden wurde
- das „schmalste Haus Erfurts“ heute als Treppenaufgang genutzt wird
- die Gloriosa nur zu katholischen Feiertagen schlägt – zum Beispiel HEUTE, am 15. August (Mariä Himmelfahrt)
- die Löcher in zahlreichen Häuserfassaden der Innenstadt früher verkündet haben, dass es frisches Bier gibt
- das Haus, in dem das Faustfood ist, so aussieht, als hätte es kein Dach
- Waid mithilfe von Urin zu einem Farbstoff verarbeitet wurde und ziiiiieeeemlich kostbar war (ist?)
- der Flutgraben (siehe Beitragsbild!) eine ziemlich clevere Erfindung und seiner Zeit weit voraus war

Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht jeder von euch cool findet, sich einer Touristen-Gruppe anzuschließen und der blökenden Herde hinterher und durch die Stadt zu latschen. Aber was soll ich sagen? Es war echt klasse und ich für meinen Teil werde es wieder tun! Einfach, weil ich es gut finde, über die Stadt, in der ich lebe, Bescheid zu wissen. Und das bedeutet eben nicht nur Aktuelles, sondern auch die Vergangenheit zu kennen.
In diesem Sinne: Bleib immer schön wissbegierig und lerne deine Stadt auch mal aus einer anderen Perspektive kennen. Es lohnt sich.
Liebste Grüße,
Jessi
Fotos: © Jessika Fichtel| Feels like Erfurt
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