Jippijippiyeah! Auf Feels like Erfurt gibt es eine neue Kategorie – und was für eine! Alle 14 Tage gibt es nun eine Kolumne von mir über (surprise, surprise!) Erfurt. Ich möchte den Slogan, den du nun schon eine Weile auf meiner Facebook-Fanpage findest („Der Erfurter Blog, der die Stadt fühlt“) noch ein wenig mehr verinnerlichen und meine persönlichen Gedanken mit euch teilen. Doch keine Sorge, es liegt mir nichts ferner, als einen Seelen-Strip hinzulegen. In meiner Erfurt-Kolumne soll es vielmehr um die „Geschichten, die das Leben schreibt“ gehen – garniert mit einer ordentlichen Portion Herz und oft mit einem Augenzwinkern zu lesen.
Diese Kategorie soll ein virtueller Ort sein, an dem du gern vorbeischaust und an dem du dich wohlfühlst. Der zum Austausch einlädt und einfach mal einen erheiternden Moment bereithält. Ich werde mir große Mühe geben, um all diese Versprechen auch einzuhalten und bin gespannt, wohin die Reise meiner Kolumne gehen wird. Komm doch mit und begleite mich! :)
Das war es nun aber wirklich mit dem Vorgeplänkel. Legen wir endlich los und starten mit Kolumne #1
Coolnessfaktor: 76 – Tendenz steigend!
Hast du es schon gehört? Nicht mehr Leipzig ist das neue Berlin, sondern Erfurt das neue Leipzig und damit streng genommen ja auch irgendwie das brandneue Berlin… oder so ähnlich. Ich muss bei solchen Aussagen immer ein wenig schmunzeln und frage mich unweigerlich, wer das bestimmt oder woran das festgemacht wird. Gibt es spezielle Parameter, die den Coolnessfaktor einer Stadt bestimmen und es möglich machen, ihn mit den Highscores anderer Citys zu vergleichen? Schleusen sich ausgewählte Persönlichkeiten, getarnt als Szene-Hipster, ein, um dort zu checken, was so geht, wie die Lebensbedingungen für Veganer sind und ob auch ja alle „Plastikbecher“ kompostierbar sind? Gib es ein riesiges Rechen-System, das das gesamte Internet nach relevanten Inhalten durchforstet und bestimmt, wie nahe eine Stadt an Berlin* heranreicht? Ich weiß es nicht, finde aber diese und andere „Möglichkeiten“ überaus amüsant.
Ich gebe zu: In Erfurt passiert derzeit eine Menge. Seit kurzem können wir verpackungsfrei einkaufen, supergesunde Bio-Smoothies schlürfen und sogar (Achtung, nicht jedermanns Ding!) waschbare Slipeinlagen kaufen. Obendrauf noch eine gute Prise Jutebeutel und fertig ist die neue Szenestadt, die nach außen reichlich Eindruck schindet und so manchen hippen Sachsen nervös macht. Berufsbedingt interessiert es mich sehr, was andere Leute von Erfurt halten und so suche ich regelmäßig das Gespräch zu ihnen, um sie zu fragen, was ihnen zu unserer Stadt einfällt. Wenn nicht wie aus der Pistole geschossen das Wort „Bratwurst“ fällt, sind die Antworten sehr interessant. Von „Erfurt ist perfekt für junge Leute.“ bis „Erfurt? Ist doch mehr so `ne Rentnerstadt.“ war da schon alles dabei. Ähm.. wie jetzt? Was denn nun? Rentner oder Remmidemmi? Szene oder Stützstrumpf? So richtig vermag das wohl keiner zu beurteilen. Sehr gern zitiere ich auch eine gute Freundin, die bei ihrem ersten Besuch vollkommen verdutzt meinte: „Irgendwie habe ich es mir hier viel hässlicher vorgestellt!“ Tja, Erfurt ist halt immer für eine Überraschung gut. Und auch wenn das mittelalterliche Flair nicht bei jedem Mitt-Zwanziger auf Begeisterung stößt, können wir doch mit Stolz behaupten, dass Erfurt eine attraktive Stadt (geworden) ist.
Eine Entwicklung, die noch nicht abgeschlossen ist
Man könnte angesichts des neuen Rufs als Trend-Stadt vermuten, dass sich Erfurt und seine Bewohner nun auf die faule Haut legen. Aufgaben erledigt, Ziel erreicht: Erfurt steht für romantische Altbauten, Delikatess-Senf (+ dazugehörige Wurstware) und überdimensionale Kinder-Helden, die überall in der Stadt für tolle Bildmotive sorgen.
Dass Erfurt jedoch weit mehr als das ist und sein will, wurde mir erst kürzlich wieder bewusst. Bei Local Times Erfurt habe ich davon gelesen, dass das Künstler-Kollektiv OQ Paint noch in diesem Jahr ganze drei neue Mural Arts an den Brandschutzwänden der Stadt plant. In dem Artikel, den ich dir gern empfehlen möchte, beschreibt Redakteur Andreas, dass es sich bei dem Vorhaben keinesfalls um einen Spaziergang, sondern um einen harten Kampf handelt – denn längst nicht jeder ist von der großformatigen Kunst begeistert.
Natürlich ist OQ Paint nur eines von vielen Beispielen. Durch die Arbeit an meinem Blog und auf der Suche nach spannenden Geschichten habe ich gelernt, dass es so viele Menschen gibt, die das Image von Erfurt nicht als Selbstverständlichkeit hinnehmen, sondern es aktiv mitgestalten wollen. All die Akteure hier aufzuzählen, ist schier unmöglich. Ich hoffe einfach, dass sich diejenigen, die diesen Beitrag lesen, angesprochen fühlen. Ich danke euch für euer Engagement – auch wenn morgen vielleicht schon wieder eine andere Stadt das neue Berlin* sein sollte. Drauf geschissen, denn Erfurt ist das neue Erfurt!
Liebste Grüße,
Jessi
(*oder jede andere x-beliebige europäische Hauptstadt)
Foto: © Jessika Fichtel | Feels like Erfurt