Egal ob Brottasche, Corndog oder Pommes: Das frisch zubereitete Streetfood aus dem „Ohne Manieren“-Foodtruck in der Gorkistraße ist schon längst kein Geheimtipp mehr. Hier stehen hungrige Kund:innen oft (und auch gern) Schlange, um sich in der Mittagspause oder bei einem kleinen Spaziergang durch den Brühler Garten mit Fingerfood zu versorgen. Aber wusstet ihr, dass der Truck seit kurzem in neuen Händen ist? Im September 2021 gab es einen Besitzerwechsel. Höchste Zeit also, einen Blick hinter die Kulissen (oder den Tresen) zu werfen und mehr über die Idee von „Ohne Manieren“ und die wahnsinnig leckeren Food-Kreationen zu erfahren. Dazu haben wir die zwei treibenden Kräfte Martin und Rollo getroffen und mit ihnen über ihre Leidenschaft gesprochen: Richtig gutes Essen für alle, die Lust darauf haben.

Wer steckt hinter „Ohne Manieren“?
Insgesamt sind wir gerade zu fünft im Unternehmen. Ich, Martin, bin eine gebürtige Puffbohne. Bis auf ein paar kleine Ausnahmen habe ich immer in Erfurt gelebt. Im September 2021 habe ich dann „Ohne Manieren“ gegründet. Essen hat mich schon immer fasziniert! Seitdem reichen wir fast täglich frisches Streetfood über den Tresen und festigen unseren Platz in Erfurts kulinarischer Welt. Bei Rollo ist das ein bisschen anders. Er kommt aus der Gastrobranche und hat schon auf der ganzen Welt gearbeitet.
Rollo: Genau, ich war beruflich lange Zeit in Spanien, in den USA, in Italien und in Mexiko. Dort gibt es so viel zu lernen, eben nicht nur über die Sprachen und Kulturen, sondern vor allem übers Essen. Seit Kurzem arbeite ich zusammen mit Martin im Foodtruck. Ansonsten haben wir noch zwei Angestellte und lernen gerade noch jemanden in der Küche an. Dadurch wollen wir uns selbst wieder etwas mehr Freizeit ermöglichen.

Habt ihr ein Lieblingsgericht?
Ich (Martin) mag unser Pastrami sehr gerne. Wir haben den optimalen Fleischer dafür gefunden und ich würde behaupten, unser Pastrami ist das beste der Stadt. Was ansonsten auch immer geht, sind Pommes.

Die frischen Pommes könnt ihr euch bei „Ohne Manieren“ übrigens mit allerlei Soßen und Toppings wie Falafel, Halloumi und Chicken-Balls kombinieren oder alles zusammen in eine Brottasche packen lassen. Besonders lecker sind außerdem die Corndogs, die es mit Fleisch oder in einer veganen Variante gibt. Auch Salate und verschiedene Kombinationen des Fingerfoods sind möglich, wobei die Auswahl an Veganem nicht verschwiegen werden darf! Absolut empfehlenswert ist unserer Meinung nach die vegane Corndog-Variante mit Mango-Curry-Soße.
Wie ist „Ohne Manieren“ entstanden?
Die grundlegende Idee stammt von den zwei Vorbesitzern, von denen wir das Konzept Ende letzten Jahres abgekauft haben. Die Speisekarte war damals schon richtig stimmig und wir fanden die Idee einfach so gut, dass wir das Ganze auf ein neues Level heben wollten. Wir haben also einen neuen Foodtruck gekauft und selbst ausgebaut. Wir haben ihn mit Geräten für ein schnelles Handling ausgestattet, ein paar Zulieferer gewechselt, einzelne Produkte verbessert und Arbeitsabläufe optimiert, damit alles reibungslos funktioniert.
Was verbirgt sich hinter dem Namen „Ohne Manieren“?
Ehrlicherweise muss ich sagen, dass wir das Konzept mitsamt Namen übernommen haben. Wir konnten uns von Anfang an gut damit identifizieren, denn natürlich haben wir Manieren, aber wir sind eben auch immer ein bisschen frei Schnauze. Der Name soll also auf das Fingerfood hinweisen und darauf, dass man sich bei uns nicht verstellen muss – jede:r kann sein, wie er:sie ist und jede:r ist gleich. Nur wer etwas kaputt macht, kriegt Ärger. ;)

Was mögt ihr am liebsten an eurem Job?
Martin: Wenn ich zwei oder drei Tage nicht im Wagen bin, dann möchte ich unbedingt zurück! Das schönste ist für mich nämlich der Kundenkontakt. Vor allem dann, wenn wir beide im Wagen stehen, macht es super viel Spaß die Speisen gemeinsam zuzubereiten und den Kund:innen ein Stückchen unserer Verrücktheit zu offenbaren. Auch das Managen und Netzwerken ist toll. Nur der bürokratische Teil ist manchmal anstrengend.
Rollo: Es sind die kleinen Dinge. Selbst Zwiebeln schneiden macht mir Spaß, weil es dazugehört und wenn die Vorbereitung stimmt, lebt und liebt man alle Abläufe. Da kann kommen, was will, man schafft alles.
Wie seid ihr selbst zum Kochen gekommen?
Rollo: Ich stamme aus einer Metzgerfamilie. Meine Eltern waren schon immer selbstständig und ich bin daher mit dem Motto „Arbeit, Arbeit, Arbeit“ aufgewachsen. Das war ganz normal. Deshalb habe ich mich damals für eine Kochlehre in Jena entschieden und nach 25 Jahren an der Bar arbeite ich jetzt auch wieder in der Küche.
Martin: Ich habe hier in Erfurt eine Kochlehre absolviert, aber nach einiger Zeit war das nichts mehr für mich. Also habe ich eine Ausbildung im Bereich Metall und Schweißen gemacht, womit ich aber auch nicht lange zufrieden war. Ich habe dann zuletzt viel Bürokram gemacht. Da das Kochen aber schon immer meine Leidenschaft war, hat es mich da jetzt wieder hingezogen.
Spielt Nachhaltigkeit eine Rolle im Foodtruck?
Martin: Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig! Wir legen viel Wert darauf, nicht so viel Müll zu produzieren. Bis auf Alufolie, die wir zum Warmhalten der eingepackten Speisen verwenden, hat bei uns alles ein Nachhaltigkeitssiegel. Wir verwenden hauptsächlich Glas und Recyclingkartonage. Mittlerweile füllen wir die Soßen auch nicht mehr in Plastikflaschen ab, sondern in Edelstahlbehältnissen. Das ist nachhaltiger, hygienischer und einfacher in der Handhabung. Im nächsten Jahr wollen wir ein Recup-System einführen. Kund:innen können ihr Essen dann in Behältnissen mitnehmen, die sie wie normalen Pfand an verschiedenen Standorten abgeben können und somit einen Recycling-Kreislauf herstellen.
Rollo: Jede:r weiß ja aus dem eigenen Haushalt, wie viel Müll beim Kochen anfällt. Und was man da in der Gastroszene so sieht, ist nicht auszuhalten. Alles wird in Plastik eingepackt. Das versuchen wir eben so gut es geht zu vermeiden.
Hand aufs Herz: Wie stressig ist ein Arbeitstag im Foodtruck?
Martin: Es geht, vor allem dann, wenn alles gut vorbereitet ist. Anfangs war mir aber tatsächlich nicht bewusst, dass es so arbeitsintensiv werden würde. Da braucht man dann eben auch eine Familie, die verständnisvoll ist und einem den Rücken freihält. Wir haben selbst schon erlebt, dass vieles auf der Strecke bleibt, wenn man so viel arbeitet.
Rollo: Es ist ja immer alles eine Frage der Einstellung. Deswegen kann man auch unter Stress cool bleiben, wenn man das will. Wir haben das Glück, dass wir da ähnlich denken und miteinander Schritt halten können. Das ist nicht selbstverständlich. So stärken wir uns gegenseitig den Rücken.
Habt ihr einen Lieblingsort in Erfurt?
Martin: Mein Lieblingsort, um über die Stadt zu gucken, ist in Bindersleben. Da gibt es eine Kirschplantage, wo man auch mal kurz sitzen und den Ausblick auf die Stadt genießen kann.
Rollo: Die Vorbereitungsküche! Und wenn es die Zeit erlaubt, gehe ich gerne im Steigerwald joggen – ohne Musik, einfach nur die Natur genießen.
Was verbindet ihr abseits eurer Arbeit mit der Stadt Erfurt?
Rollo: Erfurt ist niedlich. Ich war zwar viele Jahre unterwegs, bin aber immer wieder gern hierher zurückgekommen. Für mich hat Erfurt einfach einen unverwechselbaren Kleinstadtcharme und zum Glück wird die Stadt auch immer bunter.
Martin: In Erfurt stand für mich immer irgendwo eine Tür offen, selbst im schwierigsten Lebensabschnitt. Ich habe hier so viele Kontakte und immer einen Grund rauszugehen und weiterzumachen. Dafür bin ich unendlich dankbar! Leider war es für die Stadt und ihre Bewohner:innen in den letzten Jahren nicht leicht. Trotz Corona geht es aber langsam wieder in die richtige Richtung und die Stadt fängt an, wieder Spaß zu machen, sich gut anzufühlen und zu pulsieren.
Auf was dürfen wir uns zukünftig freuen?
Vor Kurzem haben wir eine neue Sparte etabliert – wir nennen sie Erfood-Service. Man kann uns jetzt mit unserem Zweitwagen für alle möglichen Veranstaltungen buchen: Hochzeiten, Schuleinführungen, Jugendweihen. Der Foodtruck wird demnächst sogar auf Festivals stehen. Wir haben mittlerweile auch einige Kooperationen abgeschlossen, um regionale Produkte zu supporten. Dazu gehören zum Beispiel Hainich-Hanf aus Bad Langensalza und Dachgemüse aus Erfurt. Und wir haben noch viele coole Ideen! Dieses Jahr wollen wir aber erstmal das Team festigen und sicherstellen, dass alles läuft. Wir sind allerdings auch schon dabei, etwas Stationäres zu schaffen – ein Laden powered by „Ohne Manieren“. Wir wollen auf jeden Fall das machen, worauf wir Lust haben und uns nicht nur an irgendwelchen Zahlen orientieren.
Dass Martin und Rollo vor Tatendrang nur so sprühen, ist kaum zu verkennen. Wir drücken ihnen bei all ihren Vorhaben die Daumen und freuen uns auf die Verwirklichung ihrer Ideen. „Ohne Manieren“ bereichert Erfurt mit seiner Offenheit und geht mit gutem Beispiel voran, auch die kulinarische Welt endlich nachhaltiger zu gestalten. Wir schauen auf jeden Fall bald mal wieder auf einen (Veggie-)Corndog beim Foodtruck in der Gorkistraße 11 vorbei. Von Montag bis Samstag (12:00 bis 20:00 Uhr) könnt ihr euch und euren Geschmacksknospen hier etwas Gutes tun. Ansonsten erreicht ihr Martin und sein Team via E-Mail, Instagram oder über die Webseite www.ohne-manieren.de.