Ein Spaziergang in und um Erfurt ist zu jeder Jahreszeit eine gute Idee. Gerade zu Corona- Zeiten ist es eine der sichersten Möglichkeiten, die eigenen vier Wände dann doch mal zu verlassen. Denn: frische Luft und Bewegung, unterstützen schließlich auch ein gutes Immunsystem. In den folgenden Zeilen findet ihr eine Übersicht unserer liebsten Spaziergang Routen in Erfurt. Neben den beliebten Klassikern, haben wir auch ein paar Insider für euch erkundet, fernab vom Trubel und Menschenmassen in der Innenstadt.
Spazieren in der Cyriakstraße und dem Dendrologischen Garten

Vom Gothaer Platz beginnend, schlendert ihr zunächst die Cyriakstraße Richtung Hochheim entlang. Mit dem alten jüdischen Friedhof zu eurer linken und dem Erfurter egapark zur rechten gibt es dabei schon von Beginn an, viel zu entdecken. Immer munter vorbei an alten Villen mit schnörkeligen Fassaden und verwunschenen Vorgärten wird aus dem Staunen schnell Tagträumerei. Ganz besonders die eindrucksvolle Villa Festge bietet viel Stoff, für wilde Spinnereien um glamouröse Feste und extravagante Roben.

Wenn ihr die Bushaltestelle Cyriakstraße/Winzerstraße passiert – übrigens Erfurts erste und einzige Bushaltestelle mit blühendem Dach – ist es an der Zeit, links in den Dendrologischen Garten zu biegen. Hier laden die vielen Parkbänke regelrecht zu einer Pause und dem Verzehr mitgebrachter Heißgetränke und geschmierter Brote ein. Ansonsten hält auch das Espach Café ein Stück weit flussabwärts am Wochenende eine kleine Auswahl an To-go-Getränken und Speisen bereit (Aktuelle Öffnungszeiten: 10-18 Uhr). Von hier aus geht es über die Straße des Friedens ohnehin zurück zum Gothaer Platz, der nicht nur den Anfang, sondern auch den Abschluss dieser Route bildet. Aufgrund der vielen Kinderspielplätze ist dieser Spaziergang durch Erfurt übrigens ganz besonders gut für Familien geeignet.
Spaziergang in Erfurt auf dem Galgenberg und um den Nordstrand

Vorbei an Obstwiesen und Schrebergärten führt der Bautzener Weg direkt zum Galgenberg. Obwohl sich die kleine Erhebung, außerhalb der Stadt unter Erfurter:innen bereits zu einem beliebten Ausflugsziel gemausert hat, ist man mit etwas Glück dennoch ganz für sich allein und wird nach einem kurzen Aufstieg mit einem einzigartigen Blick über die Stadt belohnt. Je nach Wetterlage und Tageszeit stellt euch auf irgendwas zwischen kitschigem Sonnenuntergang und miesepetriger Nebelfront ein. So ganz weiß man das nie.

Auf der Bergkuppe spaziert es sich bis zur Salzstraße, danach wird die Fläche landwirtschaftlich bestellt. Entweder ihr ihr schlag von hier aus den Weg Richtung Magdeburger Alle ein, ansonsten könnt ihr auch noch eine Runde um den Nordstrand drehen. Mit seinen steilen Hängen ist der Galgenberg übrigens nicht nur bei Spaziergänger:innen äußerst beliebt, sondern auch bei großen und kleinen Rodler:innen heiß begehrt. Liegt ausreichend Schnee, werden todesmutige Abfahrten gewagt.

Spazieren durch den Nordpark

Zwischen dem Uniklinikum und der Gera erstreckt sich der Nordpark in der Erfurter Andreasvorstadt. Obwohl der Park gerade für die BUGA 2021 ausgebaut wird, kann man auch hier eine gemütliche Spazierrunde drehen. Wer von der Innenstadt weiter nördlich läuft, startet am besten an der Kreuzung zwischen Auenstraße und Adalbertstraße. Von dort aus könnt ihr auf dem schon neu gestalteten Spazierweg den Park umrunden.Ganz besonders schön anzusehen, ist im Nordpark die kleine Allee aus Kiefern. Zwischen den hohen Bäumen, kommt vielleicht beim ein oder anderen ein bisschen Fernweh auf.
Die Runde führt euch weiter am Nordbad vorbei, zum neu erricheten Skatepark, an der alten Fiegerschule in der Karlstraße vorbei wieder zurück in die Auenstraße. Von dort aus spaziert es sich nämlich wunderbar zu unserem Cafe-Tipp im Kiez: dem Cafe und Bistro Albrecht in der Albrechtstraße. Hier wird jeden Tag frischer Kuchen zum Mitnehmen gebacken und auch für den kleinen Hunger gibt es leckere Quiches und deftige Eintöpfe. Das Cafe hat Dienstag bis Freitag von 12:00 Uhr bis 19:00 Uhr geöffnet und Sonntag von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Montag und Samstag ist Ruhetag. Schaut unbedingt vorbei, die Cheesecakes sind ein Traum!
Spaziergang um den Alperstedter See
Der Alperstedter See liegt im Norden von Erfurt und ist auch im Winter jeden Ausflug wert. Um euren Händen einiges an Strapazen und Frostbeulen zu ersparen, empfehlen wir während der kalten Jahreszeit die Anreise im Auto über die A 71. Das Gefährt auf einem der vielen kostenlosen Parkplätze abgestellt, geht es von nun an zu Fuß weiter. Da der blaue See im Winter durch die kahlen Baumkronen hindurch schimmert, findet ihr den Weg zielsicher von selbst.
Bei ausreichend Schnee denkt bei eurer Seeumrundung nicht nur an gutes Schuhwerk, sondern unbedingt auch an den Schlitten.Ihr ärgert euch sonst sehr! Der Beizberg am Westufer des Sees bietet nämlich nicht nur einen tollen Blick über die gezuckerte Seenlandschaft inklusive umliegender Dörfer, sondern auch eine Eins-a-Rodelpiste. Die Sitzgelegenheiten auf der Bergspitze sind ein guter Ort für eine kleine Verschnaufpause, aber auch der Spielplatz am Südwestufer eignet sich hierfür. Kleiner Tipp: Die Spielplatzschaukel dort steht der auf dem Petersberg in nichts nach, doch hat man am Alpi wesentlich mehr Glück auf ein freies Plätzchen. Entweder ihr spaziert nur einen Teil des Seerundwanderwegs entlang, oder ihr umrundet den See komplett und unternehmt einen ausgiebigen Spaziergang im Erfurter Umland.
Spazieren gehen im Steigerwald
Wer etwas außerhalb von Erfurt einen Spaziergang plant, der sollte auf keinen Fall den friedvollen Steigerwald auslassen. Von der Innenstadt ist der Steigerwald über die Steigerwaldaufgang einfach zu erreichen, wer also kein Auto hat, kann ganz bequem über den Steigeraufgang in den Wald. Dieser befindet sich ‚An der Silberhütte 14D‘ in der Nähe vom Kressepark. Von dort aus kann man dem Indianerspielplatz einen Besuch abstatten, oder einmal quer über die ‚Sängerwiese‘ laufen. Von dort aus erhascht man übrigens einen kleinen, aber feinen Ausblick über die Stadt.

Vielleicht findet sich sogar bei Schnee der ein oder ander Hügel zum Schlitten fahren. Auch im Steigerwald trifft man normalerweise nicht so viele Menschen an, aber aufgepasst in der Bärlauchsaison: hier sieht man dann doch den Wald vor lauter Bärlauchsucher:innen nicht. Je nachdem wie lange man im Wald verweilen möchte, kann man eine Runde ganz nach dem eigenen Bemessen drehen und dann vielleicht mit einem kurzen Abstecher zum Kressepark und dem neu renovierten Fischhofladen machen.
Durch den Kiefernwald beim Forsthaus Willrode

Wer Lust auf einen längeren Fußmarsch hat (vorsicht, das dauert mindestens 1h 45 min) der kann sich vom Anfang des Steigerwaldes auf den Weg zum Willrodaer Forst und zum Forsthaus Willrode machen. Das ist aber auch mit dem Auto zu erreichen und dort wartet ein ganz besonderes Schmückstück auf Spazierfreude. Ein wunderschöner Kiefernwald direkt hinter dem Forsthaus. Und zwischen denen wandele ich ja bekanntermaßen besonders gerne. Auch in Coronazeiten bietet das Forsthaus Willrode an den Wochenenden, Spezialitäten vom Grill und frisch gebackenes Brot zum Mitnehmen an. Wer einen Ausflug plant, macht sich am besten vorher auf den Social Media Seiten schlau oder ruft ganz einfach an.
Spaziergang durch den Erfurter Hauptfriedhof
Für manche mag es etwas makaber klingen, sich einen Friedhof für einen Spaziergang auszusuchen. Auf die Idee bin ich nicht alleine gekommen. Als ein Besuch in Kopenhagen noch möglich war, bin ich dort, auf der Suche nach Hans Christian Andersens Grab auf etwas Verblüffendes gestoßen: Dänische Familien die im Assitens Kirkegaard auf einen Sonntagsspaziergang gegangen sind. Der sonst wahrscheinlich so leblose Friedhof, war gefüllt mit Leben. Menschen, die kurz an fremden Gräbern stehen blieben, sich die Namen durchlasen und für einen kurzen Moment der dort liegenden Person gedachten. Es herrschte eine ruhige, ehrfürchtige aber auch hoffnungsvolle Atmosphäre. Das Leben und der Tod so nah beieinander.

Und was Kopenhagen kann, das kann Erfurt doch auch, oder? Ich bin also an einem grauen Donnerstag zur Haltestelle Hauptfriedhof gefahren und durch den großen Haupteingang spaziert. Dort begegnen mir ein paar andere Besucher und Friedhofsangstellte, doch auf den langen Alleen die sich durch den Park ziehen, bin ich ganz alleine. Bleibe manchmal stehen, um mir die Namen auf den Steinen genauer durchzulesen, entdecke Gräber von gefallenen französischen Soldaten, zu Napoleons Zeiten und betrachte die alten, vom Wind knarzenden Kiefern.
Ein Friedhof ist kein Ort für laute Gespräche, Lachanfälle und spannende Hörbücher. Es ist ein Ort der Ruhe, zum Nachdenken und vor allem: dem Wertschätzen des Lebens selbst. Hier kann man an schlechten und an guten Tagen die Stille nutzen um den eigenen Gedanken nachzugehen, dankbar für den noch so tristen Alltag zu sein und für die Menschen die darin vorkommen. Man kann der Vergangenheit gedenken und auf eine gute Zukunft hoffen.

Wie ihr merkt, hat der Aufenthalt auf dem Hauptfriedhof mehr bewirkt als ich erwartet hätte. Manchmal muss man nämlich auch einfach mal wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht werden: dieses eine Leben ist gut, egal wie schwer es manchmal sein kann.
Kleiner Tipp: Wer nach so viel Ruhe und Stoff zum nachdenken, eine Stärkung braucht, kann bei der nahegelegenen Filalie der Bäckerei Thieme vorbeischauen. Die ist nämlich vom Hauptfriedhof zu Fuß nur zehn Minuten entfernt.
Spaziergang in Erfurt auf der Schwedenschanze
Direkt gegenüber des Erfurter Hauptfriedhofs befindet sich der direkte Weg zur Schwedenschanze. Die Schwedenschanze ist eine alte Obstbaumplantage neben dem Erfurter Flughafen. Noch im Herbst haben wir bei einer Kräuterwanderung, Hagebutten und Wildkäuterschätze gesammelt. Für einen längeren Spaziergang könnt ihr über die Schwedenschanze vierzig Minuten nach Marbach spazieren.
Spazieren gehen um Erfurt: Stausee Hohenfelden
Der Stausee Hohenfelden lohnt sich zu jeder Jahreszeit für einen kleinen Spazierausflug außerhalb von Erfurt. Mit dem Auto fährt man von Erfurt aus nur knappe dreißig Minuten. Man kann den Stausee aber auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Vom Erfurter Busbahnhof fährt man mit der Linie 113 Richtung Rudolstadt, Busbahnhof zweiundzwanzig Minuten direkt zum See. Um den See gibt es viele Spazierwege und auch im Winter und zu Pandemiezeiten, bietet die Hanslbar am See, jeden Sonntag ab 12:00 Uhr eine Stärkung zum Mitnehmen für den Spaziergang an.
Spaziergang Erfurt: Die beliebtesten Spazierrouten

- An der Gera entlang Richtung Klein-Venedig zum Domplatz
- vom Domplatz über die Stiftsgasse am Fischersand entlang zum Hirschgarten und Angerbrunnen
- Den Petersberg und Festungsgraben erkunden
- vom Luisenpark nach Hochheim
- Von der Uni Erfurt, zum Edeka über die Felder Richtung Marbach
- Luisenpark – der Klassiker
- durch das Dichterviertel
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