Warum Erfurt mehr „Mitnehm-Kartons“ braucht

Inhaltsübersicht

[Kann Spuren von unbeauftragter Werbung enthalten]

Auf meinen Streifzügen durch Erfurt entdecke ich immer wieder die tollsten Sachen. Einmal zum Beispiel stand vor dem Puppenstubenmuseum im Fischersand ein altes Mini-Karussell, das so manches Sammlerherz sicher höher schlagen ließ. Und immer wieder sehe ich mal hie und da diese Krimskrams-Kisten mit Sachen, die irgendwer nicht mehr haben will, aber zu schade zum Wegschmeißen findet. Ich liebe, liebe, LIEBE solche Kartons und stöbere immer wieder gern darin. Wer weiß, was für einen Schatz ich einmal zu Tage fördern werde.

Gerade, weil ich die „Mitnehm-Kartons“ so toll finde und mich jedes Mal aufs Neue freue, wenn ich einen entdecke, habe ich heute zum ersten Mal selbst einen bei mir in der Straße platziert; ausgestattet mit ein paar Büchern und CDs. Nichts Endkrasses, aber vielleicht findet das eine oder andere Exemplar ja einen neuen Besitzer.

Gute Gründe für die Stöber-Kisten

Jetzt, da ich nicht nur mit Leidenschaft in den Kartons stöbere, sondern auch selbst einen „zur Verfügung gestellt“ habe, bin ich erst recht der festen Überzeugung: Erfurt braucht mehr davon!

Natürlich soll nicht die komplette Stadt damit zugemüllt werden, doch wenn jeder von uns auf seinen abendlichen Spaziergängen hin und wieder mal einen Mitnehm-Kiste findet, dann wäre das doch wirklich eine feine Sache, oder? In anderen Städten ist das immerhin längst Gang und Gäbe… 

Ich kann nun außerdem auch bestätigen: Nicht nur Stöbern macht Spaß, sondern auch verschenken. Es ist ein tolles Gefühl, Sachen, die man einmal mochte und wertvoll fand, in neue (unbekannte) Hände zu übergeben. Und irgendwie auch spannend, weil der Wechsel des Besitzers ja völlig anonym abläuft. Du weißt also nie, wer als nächstes deine Urlaubslektüre aus dem Sommer ’09 lesen wird. Sharing is caring mal anders gedacht.

Ich mag den Gedanken, den Büchern und CDs auf diese Weise ein zweites Leben zu schenken. Und natürlich mag ich auch den Gedanken, jemand anderem, der vielleicht genau jetzt an dem Karton vorbei läuft, eine Freude zu machen.

Es ist einfach schön, die Sachen nicht bloß wegzuwerfen, sondern sie weiterzureichen und damit einem andere Menschen den  Tag zu versüßen.

Nur so kann es funktionieren

Streng genommen – das muss ich an dieser Stelle der Vollständigkeit halber erwähnen – ist es unerlaubtes Entsorgen von Müll, einen Karton mit zu verschenkenden Sachen auf die Straße zu stellen. Und tatsächlich bin ich der Meinung, dass wir uns alle an ein paar ziemlich einfache Verhaltensregeln halten sollten, um die Erfurter Straßen und Gassen nicht mit unserem Krempel zuzumüllen.

Mein persönlicher Kodex umfasst diese Aspekte:

  • Lege immer nur eine überschaubare Menge an Gegenständen in den Karton
  • Verschenke nur Gegenstände, die noch einen gewissen Wert haben/eine gewisse Qualität aufweisen
  • Lasse die Sachen nicht im Regen stehen
  • Lege die Sachen in einen sauberen Karton
  • Hole den Karton nach ein paar Tagen wieder rein – auch wenn nicht alle Gegenstände herausgenommen wurden

Es sollte einfach nie das Ziel dieser Kartons sein, unseren ganzen wertlosen Plunder unters Volk zu bringen. Ein Fall für die Tonne ist nun mal ein Fall für die Tonne – Nachhaltigkeit hin oder her.

Wenn ich mir nicht sicher bin, ob etwas noch „gut genug“ für den Stöber-Karton ist, dann stelle ich mir selbst einfach die Frage: Würde ich selbst den Gegenstand bei Interesse mitnehmen? Ja > Rein in die Kiste! Nein > Good bye, my friend!

Ich denke, eine solche Trennung ist wichtig (und auch gar nicht schwer!), denn sie hat etwas mit Wertschätzung zu tun. Wenn ich nur meinen Müll in einen Karton werfe und auf die Straße stelle, dann ist das nicht nachhaltig und ressourcenschonend, sondern schlichtweg respektlos.

Darum lautet mein Plädoyer an uns alle: Erfurt braucht mehr Mitnehm-Kartons! Allerdings nur dann, wenn der Inhalt kein nutzloser Kram ist, sondern für irgendwen wirklich noch ein kleiner Schatz sein kann.

Anleitung für deinen eigenen Mitnehm-Karton

  1. irgendeinen Karton schnappen (beispielsweise Schuhkarton oder den von deiner letzten Online-Bestellung)
  2. mit Sachen bestücken, die du nicht mehr brauchst, aber vielleicht jemand anderen noch glücklich machen
  3. mit so etwas wie „zum Mitnehmen“ oder „Nimm mich mit!“ beschriften
  4. auf einen Gehweg in deiner Nähe stellen
  5. freuen

 


Liebste Grüße,

Jessi

Fotos: Jessika Fichtel | Feels like Erfurt

Hat dir der Beitrag gefallen?
Dann teile ihn doch mit Freunden:

0 Personen hat dieser Artikel gefallen
Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest

Ähnliche Artikel

gefördert durch: